Kai
- 17. Mai 2021
Habt ihr euch schon mal gefragt, was ihr da eigentlich kauft, wenn ihr an der Fleischtheke eures Vertrauens "Rindfleisch" kauft? Wahrscheinlich nicht, oder?
Können wir verstehen. Haben wir früher auch nicht.
Aber man lernt ja nie aus und deswegen möchten wir euch hier kurz erzählen, was in Deutschlands Fleischtheken so los ist.
Deutschen Supermärkten geht es leider vorrangig um Standardisierungen. Standardfarbe, Standardgröße, Standardgeschmack.
Dem Handel ist es egal, wie und wo das Rind gelebt hat. Demzufolge auch dem Verbraucher, denn wer sich interessiert, wird nicht informiert. Der Handel weiß es nicht und will es nicht wissen.
Es wird nicht unterschieden zwischen einem Rind, das sein Leben lang keine grüne Wiese unter den Hufen gespürt hat oder z.B. unseren Rindern, die mindestens 200 Tage im Jahr draußen stehen. Es spielt auch keine Rolle, ob die Tiere mit Mais und Soja gemästet wurden, um schnell "Ertrag" in Form von viel und viel zu schnell gewachsenem Fleisch abzuwerfen, oder ob sie langsam wachsend, mit viel Frischluft, Gras und Kräutern glücklich auf Wiesen gedeihen bis ihre Zeit gekommen ist. Der Handel sagt nicht und weiß nicht, wie sehr die Tiere bis zur Schlachtung über hunderte, gar tausende Kilometer im Laster gelitten haben oder ob sie handsortiert im Nachbarort von einem Metzger mit Namen und Adresse in Empfang genommen wurden.
Der Handel verschweigt Herkunft, Rasse, Alter und Ernährung der Tiere, weil es einen in der Marktwirtschaft sonst nirgends zu findenden Abkoppelungsprozess zwischen Qualität und Preis gibt.
Stellen wir uns vor, ein handgenähter Anzug aus der Bond Street in London kostet genauso viel wie ein Jogginganzug von KIK aus Bangladesch. Stellen wir uns vor, eine S-Klasse von Mercedes aus Stuttgart kostet genauso viel wie ein Dacia aus Rumänien. Stellen wir uns vor, ein Besuch im 3-Sterne-Restaurant in Paris kostet dasselbe wie ein Besuch an der Pommesbude in Neukölln.
Alles unvorstellbar. Nur bei Lebensmitteln, ausgerechnet bei Mitteln zum Leben, ist uns das alles komplett egal?
Der Handel zerstört in dieser Beziehung die Marktwirtschaft und schiebt den Verbraucher als Übeltäter vor.
Wir sagen es ganz eindeutig: Fleisch, wie es bei uns entsteht, ist ein Luxusprodukt. Es stellt eine win-win-win-Situation zwischen Landwirt, Tier und Verbraucher her.
Das kann nicht billig sein.
Billig kann nur sein, was unter unethischen Umständen sehr schlechtes Fleisch zu sehr schlechten Bedingungen für Tiere und Arbeitnehmer produziert und die Gewinne über Massenproduktion nur in die Taschen von Milliardären fließen, damit der Verbraucher das unnötige Gefühl hat, Fleisch als Grundnahrungsmittel konsumieren zu können.